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Überall und Nirgendwo

Mit dem Kopf in den Wolken

In regelmäßi­gen Abstän­den tappe ich in diese heimtück­ische Mul­ti­task­ing-Falle. 
Dann erwis­che ich mich dabei, wie ich am lieb­sten 1000 Dinge gle­ichzeit­ig machen möchte, 5 oder am lieb­sten 10 Fliegen mit ein­er Klappe schla­gen. Nicht nur 1x ist oder wäre mir beina­he das Essen auf dem Herd ange­bran­nt (Psst — das bleibt unter uns!), weil ich nur ganz kurz etwas am Handy check­en oder den Müll raus­brin­gen wollte.
Mul­ti­task­ing ist ein Mythos. Mono­task­ing ist auf dem Vor­marsch — sich auf eine Sache konzen­tri­eren.
Wir sind ein­fach nicht dafür gemacht, mehrere Dinge gle­ichzeit­ig zu erledi­gen — auch wenn viele, ins­beson­dere wir Frauen stolz darauf sind. Denn entwed­er wird unser Gehirn irgend­wann heil­los über­fordert oder Fehler schle­ichen sich ein. 
In ein­er Zeit, in der es so viele Möglichkeit­en gibt und wir von Ein­drück­en über­schwemmt wer­den, nicht zulet­zt auf­grund der sozialen Medi­en, ist es eine Her­aus­forderung, nicht alle Möglichkeit­en auszukosten und auf jeden Zug aufzus­prin­gen. Nicht sel­ten ver­passt man dann die wichtig­sten Sta­tio­nen.
Ein Spazier­gang ohne Ohrstöpsel, aus denen Musik oder ein Pod­cast ertönt, ist für Viele reine Zeitver­schwen­dung. Es gibt Men­schen, die kön­nen nicht mehr ohne Lap­top oder Smart­phone essen oder aufs Klo gehen. Ich kenne einige davon. Manch­mal bin ich auch ein­er von denen. Aber eigentlich möchte ich nicht zu diesen Men­schen gehören. 

Auch meine GEDANKEN im Kopf vervielfälti­gen sich recht gerne und beanspruchen meinen Geist über.
Zahlre­iche Vorhaben und Ideen, die mich nicht zur Ruhe kom­men lassen. 
Zurzeit tum­meln sich wieder ein­mal ganz viele in meinem Ober­stübchen, fahren Karus­sell und tanzen umher wie Gespen­ster zur Geisterstunde.

Vieles beschäftigt meinen Geist.
Mein neues Buch benötigt drin­gend Fortschritte und will endlich in die End­phase starten.
Mein geplanter Vor­trag möchte fer­tiggestellt und vor allem vor­ge­tra­gen wer­den.
Viele unfer­tige Blog-Beiträge warten in mein­er Mappe.
Hier ein Pod­cast, dort ein inter­es­santes Video, die Social-Media-Falle schnappt zu.
So ganz neben­bei gibt es noch diese lästi­gen All­t­agspflicht­en — siehe Haushalt.
Auch Sport und Bewe­gung warten auf meine müden Glieder.
Ich habe das eige­nar­tige Gefühl, der Tag zählt immer weniger Stunden.

Hilfe, die Zeit läuft mir davon!

 

Ich glaube, dieser Drang in mir, zig Dinge gle­ichzeit­ig zu tun oder zu denken, hat damit zu tun, dass ich das Gefühl habe, die Zeit läuft mir davon. 
Eine liebe und sehr kluge Bekan­nte sagte kür­zlich zu mir:
“Sei ganz unbe­sorgt, liebe Sylvia, die Zeit läuft dir nicht davon. Du hast genug davon.
Geh mit offe­nen Augen und offen­em Herzen durchs Leben und du wirst sehen, dass alles zur recht­en Zeit auf dich zukommt — auch die richti­gen Men­schen.
Sei zuver­sichtlich und glaube daran.
Ver­traue dein­er inneren Stimme und deinem Wis­sen, das du in dir trägst. Aber dafür braucht dein Geist Ruhe.
Und vor allem: Mach dir über das Gedanken, was anste­ht und nicht über 1000 Dinge gle­ichzeit­ig. Das geht ein­fach nicht. Sei gewiss, kein Men­sch kann das. Niemand.”

Da hat sie natür­lich recht, aber manch­mal rutsche ich wieder in meine alten Gedanken­muster hinein und meine innere Stimme wird ganz leise. Ich kann sie nicht mehr hören. Weil das Außen so laut ist und so viele Ein­drücke auf mich ein­stür­men, die alles übertönen.

 

Wie kann ich nun
dieses Gedankenchaos wieder loswerden?

  • Mich erden und ver­wurzeln:
    Wieder Boden­haf­tung gewin­nen.
    Hier gibt es unzäh­lige, ganz indi­vidu­elle Möglichkeit­en:
    Raus in die Natur, am besten in den Wald, bar­fuß gehen, mit dem Boden Kon­takt aufnehmen, mich mit der Erde verbinden, gärt­nern, medi­tieren, Han­dar­beit, Yoga, Qigong, spie­len.….…..
    Für mich ist unter anderem das Schreiben ein tolles Werkzeug, meine Gedanken zu sortieren. Gefüh­le, Erlebtes, Gedanken auf Papi­er brin­gen — schwarz auf weiß. Auch das kam in let­zter Zeit lei­der ein wenig zu kurz.
  • Gedanken­hy­giene betreiben:
    Ich muss selb­st in meinem Kopf aufräu­men, nie­mand son­st kann das für mich erledi­gen. Ich darf dabei meine eige­nen Gedanken über­prüfen und mich fra­gen: Dient mir denn dieser Gedanke? Soll ich ihn weit­er­ver­fol­gen oder sage ich bewusst STOP, weil ich nicht jedem Gedanken Glauben schenken muss. Denn nicht alles, was ich denke, ist auch wahr. Diese Hygiene gelingt natür­lich nicht immer, ist aber Übungssache. Denn wir wis­sen: Je öfter wir etwas machen, umso leichter klappt es. Es wird zur Gewohn­heit.
    Ich sage mir immer wieder:
    ICH BIN DER CHEF IN MEINEM OBERSTÜBCHEN, ICH BESTIMME, WAS ICH DENKE!
  • Atmen:
    Das klingt jet­zt ein biss­chen sim­pel, denn jed­er Men­sch atmet. Atmen ist ein Muss und das Natür­lich­ste auf der Welt. Es darf uns aber bewusst sein, welch unglaublich tolles Werkzeug wir mit unserem Atem in uns tra­gen. Sein Poten­tial wird ein­deutig unter­schätzt. Denn unser Atem ist immer und über­all bei uns und wir soll­ten ihn gut nützen.
    Er hat außer­dem direk­ten Ein­fluss auf unser Ner­ven­sys­tem. Durch Stress und Gedanken­chaos ist unser Leis­tungsnerv (Sym­pa­thikus) heil­los über­fordert, weil er ständig aktiv ist. Und ehrlich: Nie­mand will ständig aktiv sein, das ist anstren­gend. Durch bewusstes Atmen — ins­beson­dere dem Ausat­men — üben wir direk­ten Ein­fluss auf unseren Entspan­nungsnerv (Parasym­pa­thikus) aus und der freut sich unge­mein darüber.
    Und ein weit­er­er Vorteil ist: Wenn wir uns ganz bewusst auf unsere Atmung konzen­tri­eren, ist kein Platz für anderes. Unsere Gedanken dür­fen endlich ras­ten und zur Ruhe kommen. 
  • Stille und Nicht­stun:
    Oh, das liebe Nicht­stun fällt mir nicht leicht. Die Hirn­forschung jedoch sagt, dass uns genau das gut tut. Denn während wir nichts tun, sortiert unser Gehirn das bish­er Erlebte und ver­w­ertet es. Anschließend ist wieder Platz für Neues. 
    Bere­its Kon­fuz­ius sagte: “In der Ruhe liegt die Kraft“
    Stille ist ein sel­tener Zus­tand, an den wir uns erst wieder gewöh­nen müssen. Nicht sel­ten fol­gt auf die Stille Kreativ­ität und neue Ideen kön­nen reifen. Denn gute Ideen und effek­tive Arbeit entste­hen haupt­säch­lich im aus­geruht­en Zus­tand.
    Und wer die Stille ein­mal in sich gefun­den hat, der kann immer wieder darauf zurück­greifen und in sie ein­tauchen, auch wenn es im Außen tur­bu­lent und laut ist.

Ehrlich gesagt hat­te ich mir im Monat Dezem­ber genau das vorgenom­men — zur Ruhe zu kom­men.
Immer­hin ist diese “stade” Zeit dafür gemacht. Ich hat­te dafür auch viele wun­der­bare Hil­f­s­mit­tel an der Hand. Um nur einige davon zu nen­nen:
Acht­samkeits-Adventskalen­der von Peter Beer
Tägliche wun­der­bare Impulse auf Social-Media 
Med­i­ta­tio­nen 
Räucher­rituale und noch einiges mehr

Was soll ich sagen?
Es war ein­deutig zu viel — wieder ein­mal wollte ich alles aus­pro­bieren, auskosten, nichts aus­lassen und über­forderte mich dabei. Meine Energie ist nicht gren­zen­los. Sie zer­streut sich in alle Rich­tun­gen, wenn ich sie nicht bün­dle und mich auf einige wenige Dinge konzen­triere.
Das Gute: Ich habe es bemerkt und werde nun gegen­s­teuern.
Das einzige, was ich in den näch­sten Tagen machen werde, ist das Zele­bri­eren der Rauh­nächte. 
Ich habe in der Thomas­nacht (21.12.) 13 Wün­sche auf kleine Zettel geschrieben.
Heute ist die 4. Rauh­nacht und ich freue mich darauf, am Abend eine Kerze anzuzün­den, einen Moment innezuhal­ten und einen von 12 Wün­schen dem Feuer zu übergeben.
Der 13. Wun­sch bleibt bei mir und begleit­et mich das näch­ste Jahr. Ich bin schon ges­pan­nt, woran ich arbeit­en darf.

Ich freue mich auf ein span­nen­des und ganz wun­der­volles Jahr mit neuen Möglichkeit­en, Hoff­nung, Glücksmo­menten und ganz vie­len schö­nen Augen­blick­en mit meinen Lieben.
Ich freue mich auf das LEBEN.

Auf das Leben
Denn das Leben ist ein Geschenk

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